Für den Hund ist es das Highlight des Tages. Für dich als Tierfan eine tolle Chance, Zeit mit einem Hund zu verbringen – auch wenn du kein eigenes Tier haben kannst oder willst. Mit einem Tierheimhund Gassi zu gehen, kann eine Bereicherung für dein Leben sein. Du kommst an die frische Luft und tust dabei etwas Gutes. Denn wer geht mit den vielen Tierheimhunden spazieren, wenn sich nicht Ehrenamtliche um sie kümmern würden? Aber wie funktioniert das? Wie wird man ehrenamtlicher Gassigeher oder ehrenamtliche Gassigeherin?
Wir haben beim Tierheim Berlin nachgefragt.
150 Ehrenamtliche im Einsatz für Hunde im Tierheim Berlin
Das Tierheim Berlin gilt als Europas größtes Tierheim und zählt zu den modernsten Tierheimen der Welt. Es wurde 2001 auf einer Fläche von 16 Hektar – das entspricht 22 Fußballfeldern – im ländlich gelegenen Stadtteil Falkenberg errichtet. Rund 1300 Tiere werden dort tagtäglich versorgt. Es gibt vier große Katzenhäuser, sechs große Hundehäuser, ein Kleintierhaus, ein Vogelhaus, ein großes Katzengehege, eine Exotenstation und einen Tierschutz-Bauernhof, auf dem zum Beispiel Schweine, Ziegen und Hühner leben.
Allein für die Hunde sind im Tierheim Berlin rund 150 Ehrenamtliche im Einsatz, die aber nicht nur mit den Tieren spazieren gehen: Sie helfen auch bei der Reinigung der Hundehäuser und der Versorgung der Hunde mit. Ihr Ehrenamtstag beginnt schon um 9 Uhr, verrät Pressereferent Christian Morawe Petmos. Nach der Hilfe in den Anlagen können die Ehrenamtlichen bis 16 Uhr die Hunde ausführen. In anderen Tierheimen ist oft auch nur ein gemeinsamer Spaziergang möglich.
Welche Voraussetzungen muss ich als Gassigeher erfüllen?
Formale Voraussetzungen für das Gassigehen sind im Tierheim Berlin Volljährigkeit, eine gültige Tetanusimpfung und der Besuch einer circa zweistündigen Schulung im Tierheim. Außerdem solltest du genügend Zeit für das Ehrenamt, eine gewisse Fitness und viel Empathie für Tiere – vor allem Hunde – mitbringen. Auch ein paar rechtliche Voraussetzungen müssen erfüllt sein: Bevor du ins Ehrenamt startest, findet eine Arbeitsschutzbelehrung statt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erläutern zudem die Regeln für die ehrenamtliche Mithilfe und die Richtlinien fürs Gassigehen. Dass du mit diesen Regeln einverstanden bist, bestätigst du mit deiner Unterschrift.
Wie werde ich als Gassigeher im Tierheim eingearbeitet?
Du nimmst an einer circa zweistündigen Einführungsveranstaltung teil. In dieser Mini-Schulung werden dir die Arbeitsschutzbelehrung, die Tierheim-Regeln und die Richtlinien für das Gassigehen vorgestellt. Auch erklären die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Lageplan des Tierheims und das Auslaufgebiet. Außerdem bekommst du einen kleinen Einblick in das Ehrenamt. Das große "In das Ehrenamt hineinschnuppern" folgt dann an einem Probetag, sagt Christian Morawe. Bei kleineren Tierheimen ist der Start in ein Ehrenamt meistens nicht ganz so strukturiert organisiert, sondern läuft etwas individueller ab.
6 Ideen: So kannst du dich ehrenamtlich für Tiere einsetzen
Wie starte ich in mein Ehrenamt?
Los geht es mit einem Probetag. Du und weitere potentielle neue Ehrenamtliche unterstützen die Pflegerinnen und Pfleger bei der Reinigung der Hundeanlagen. Im Anschluss kannst du dann zum ersten Mal einen der Hunde ausführen. "Nach diesem Tag wissen die meisten Ehrenamtlichen dann auch, ob ihnen das Ehrenamt zusagt und ob sie dauerhaft zum Helfen kommen möchten", sagt Christian Morawe. Die Hundepfleger arbeiten die neuen Ehrenamtlichen dann weiter ein.
Was muss ich während des Gassigehens unbedingt beachten?
Für das Gassigehen mit Hunden aus dem Berliner Tierheim gelten die Regelungen des Berliner Hundegesetzes als Grundlage. Einen Tierheimhund darfst du während eures Spaziergangs nicht ableinen. Auch solltest du Passanten – Menschen und Hunden – ausweichen. Grund dafür ist einmal, dass die Tiere bei der Gassirunde den geschützen, kontrollierten Bereich des Tierheims verlassen und in eine für sie besondere Situation kommen. Hinzu kommt, das viele Tiere bereits Beißvorfälle hatten und mitunter schlechten Erfahrungen mit Menschen oder anderen Hunden gemacht haben.
Daher sieht es das Tierheim als seine Aufgabe, "die Tiere vor sämtlichen Gefahren oder bedrohlichen Situationen, die passieren könnten, soweit es möglich ist, zu schützen." Das Aufeinandetreffen anderer Menschen und Hunde stellt eine solch potentiell bedrohliche Situation dar. Ein weiterer Grund ist, dass auch Tiere der Krankenstation ausgeführt werden und eine Weitergabe von Krankheiten an andere Hunde vermieden werden soll. Auch in vielen anderen Tierheimen gilt: Anleinen ist Piflicht.
Insgesamt solltest du die Gassirunde auf die Bedürfnisse des Hundes abstimmen – also zum Beispiel Tempo und Länge des Spaziergangs an das Tier anpassen.
Welche Hunde vermittelt das Tierheim zum Gassigehen?
Das entscheiden die Hundepfleger nach Priorität: Welcher Hund benötigt einen Spaziergang? Aber auch persönliche Vorlieben spielen eine Rolle. Die Pfleger gehen auf die Wünsche der Ehrenamtlichen ein. "Eingespielte Mensch-Hunde-Teams laufen in der Regel immer zusammen", sagt Christian Morawe. Mit der Zeit wirst du herausfinden, mit welchem Hund du besonders gut auskommst.
Welche Tipps bekomme ich als Gassigeher vom Tierheim?
Die Pflegerinnen und Pfleger stehen den Ehrenamtlichen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite, so Christian Morawe. Auch andere erfahrene Ehrenamtliche teilen gerne ihre Erfahrungen und geben Wissen weiter. Als großes Haus kann das Berliner Tierheim seinen ehrenamtlichen Gassigehern noch mehr bieten: Regelmäßig finden verschiedene Kurse statt, an denen sie teilnehmen können. So gibt es zum Beispiel einen Grundkurs zur Körpersprache, einen Kurs "1x1 der Schleppleine" oder auch Fahrten mit der S-Bahn oder zum See.
Das Tierheim Berlin hat außerdem ein eigenes Ehrenamtsbüro, das sich um alle 400 Ehrenamtlichen kümmert. Neben Gassigehern sind weitere 150 Ehrenamtliche für die Tierheim-Katzen da. Weitere 100 Menschen helfen außerdem bei anderen Tätigkeiten rund ums Tierheim mit. Auch an das Ehrenamtsbüro können sich die Gassigeher bei Fragen und Problemen wenden. Bei kleineren Tierheimen beantworten oft die Pfleger deine Fragen rund ums Gassigehen, zum Beispiel wenn du einen Hund abholst oder von einem Spaziergang wieder zurückbringst.
Was bringt dem Hund die Gassirunde mir mir?
Tierheimhunde verbringen sehr viel Zeit in ihren Gehegen. Das kann zu Stress oder Langeweile führen. Bei einem Spaziergang mit dir können sie sich bewegen, die Gegend durch Schnüffeln erkunden und sozial interagieren. Das führt dazu, dass es dem Hund geistig und körperlich besser geht. Regelmäßiges Gassigehen fördert die Gesundheit des Tieres, hält es fit und steuert Übergewicht gegen.
Im besten Fall kann es sein, dass du dich mit dem Tierheimhund super verstehst und dich mit der Idee anfreundest, einen eigenen Hund zu haben. Aus manchen Gassigeh-Teams wird mit der Zeit eine Mensch-Tier-Familie, weil sich die Ehrenamtlichen entscheiden, den Hund zu adoptieren.