Wer für seinen Hund eine Friseurin oder einen Friseur sucht, hat es nicht so einfach: So viele gibt es nicht, und manche nehmen keine neuen Kunden mehr an, sind ausgebucht.
"Gute Hundefriseure werden gebraucht", bestätigt Tobias Bachmann aus Strullendorf bei Bamberg. "Auch in unserem Bereich gibt es eine Dienstleistungsknappheit."
Tobias Bachmann ist seit 14 Jahren Vollzeithundefriseur. Sein Arbeitstag beginnt um 8 Uhr und endet meistens zwischen 17 und 18 Uhr. Wenn er in den Feierabend geht, hat er im Durchschnitt acht Hunde frisiert. Seine Mutter, mit der er das Geschäft führt, hat ebenfalls acht Tieren das Fell geschnitten. Manchmal, wenn besonders große oder auch ängstliche Hunde in den Salon kommen, brauchen sie pro Tier etwas länger, dann sind es nicht ganz so viele Fellschnitte am Tag.
"Hundefriseur ist ein Handwerk", betont Tobias Bachmann im Gespräch mit Petmos immer wieder. "Und es ist schwerer und anstrengender als gedacht." Das sei auch ein Grund, warum es nicht so viele machen.
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Einstieg in den Beruf: Wie werde ich Hundefriseur?
"Allen, die Hundefriseur werden wollen, empfehle ich, viel Zeit mitzubringen", sagt Tobias Bachmann. "Mehr Zeit, als sie denken." Ein Handwerk erlerne man nicht von heute auf morgen. "Es ist ein langer Prozess." Um herauszufinden, ob der Beruf wirklich das Richtige ist, könne man zunächst in einem Hundesalon hospitieren. Auf keinen Fall solle man sich blind für diesen Beruf entscheiden. Das bedeutet laut Tobias Bachmann allerdings auch, dass viele angehende Hundefriseure am Anfang zwei Jobs haben: einen zum Geld verdienen und dann die Ausbildung zum Hundefriseur, die jeder selbst finanzieren muss.
Tobias Bachmanns zweiter Tipp schließt sich gleich an: Man sollte genügend Geld auf dem Konto haben. Die Grundausbildung zum Hundefriseur kostet zwischen 3000 und 4000 Euro. Auch für die vorangehenden Schnuppertage in einem Hundesalon oder eine längere Ausbildung in einem Salon muss man ein Budget einplanen – denn Ausbilder bekommen keine finanzielle Unterstützung vom Staat.
Nicht zuletzt muss man Geld in die Hand nehmen, um in die Grundausstattung für den eigenen Salon zu investieren. Der Preis liege auch noch einmal bei ein paar tausend Euro. "Man muss alle Kosten für den Start in den Beruf selber tragen, aber im Vergleich zu anderen Ausbildungen halten sie sich im Rahmen", sagt Tobias Bachmann. Staatlich anerkannt ist der Beruf des Hundefriseurs nicht. Das heißt: Jeder kann ihn ausführen, wenn er ein Gewerbe angemeldet hat – es sei denn, man findet eine Stelle in Festanstellung. Eine tierschutzrechtliche Genehmigung braucht man für das Betreiben eines Hundesalons nicht. Auch gibt es keine standardisierte, reglementierte Ausbildung.
Bei der Suche nach einem passenden Ausbildungskurs hat man die Wahl zwischen vielen privaten Angeboten, die vom Niveau und Preis sehr unterschiedlich sein können. Dabei gilt es, sich ein möglichst genaues Bild von den Ausbildungsinhalten, den Praxisanteilen und der Reputation der Schule machen. Auch ein unternehmerisches Grundwissen sollte in der Ausbildung vermittelt werden.
So war Tobias Bachmanns Weg in den Beruf
Tobias Bachmann hat vieles schon in jungen Jahren bei seiner Mutter gelernt. Trotzdem hat er eine Zeit in Nürnberg verbracht und in verschiedenen Salons weitergelernt. "Ich wollte wissen, wie andere es so machen", sagt er. Am Ende dieser Lernzeit stand dann doch die Entscheidung, wieder in den Salon der Mutter zurückzugehen. "Manche Praktiken, die ich in anderen Salons gesehen habe, gefielen mir nicht", sagt er. Er mag keine Ausstellungsschnitte, kein Färben von Hundefell, kein Lackieren der Krallen. Wenn sich ein Kunde für sein Tier eine individuelle Frisur wünsche, zieht Tobias Bachmann mit – solange der Schnitt das Tier im Alltag nicht behindert oder stört. "Will jemand seinem Hund zum Beispiel einen langen Ziegenbart verpassen, ist das okay für mich", sagt er schmunzelnd.
Seine Mutter und er gehen ihren eigenen Weg. "Wir machen praktische Schnitte für den Otto-Normal-Verbraucher, nicht die Schickimickis", erklärt Tobias Bachmann. Vielmehr legten sie Wert darauf, dass der Hund sich während des Schnitts wohlfühlt und bewegen kann. Auch dürfen die Besitzerinnen und Besitzer mit im Raum bleiben – das sei längst nicht bei allen Hundesalons üblich. "Wir glauben aber, dass die Hunde meistens ruhiger sind, wenn ihre Frauchen und Herrchen dabei bleiben. Außerdem unterhalten wir uns gerne mit ihnen." Wenn es dann doch mal zu unruhig werde, könne er den Besitzer immer noch bitten, für eine Zeit hinauszugehen.
Arbeit als Hundefriseur: Die größten Herausforderungen
Der Umgang mit den Menschen sei die größte Herausforderung in seinem Beruf, vor allem weil viele ein schlechtes Bild von Hundefriseuren haben. "Sie denken, ihr Hund wird dort gequält und drangsaliert", sagt Tobias Bachmann. Diese Angst muss er einigen erst einmal nehmen.
Bei den Tieren seien die aggressiven und ängstlichen Hunde die schwierigsten. "Vor allem Angsthunde brauchen viel Zeit, Geduld und eine behutsame Behandlung", sagt Tobias Bachmann und verrät einige Tricks: Eine Decke auf den Tisch legen, damit der Hund stabil sitzt. Ihm gut und freundlichen zureden. Das Werkzeug und die Bürste sanft auf dem Tisch ablegen. Den Kopf "hochstreicheln". Gekonnt mit der Schere, Kamm und Bürste umgehen und im Rhythmus schneiden. "Das hat eine meditative, beruhigende Wirkung", erklärt Tobias Bachmann. "Der Hund kommt dadurch manchmal in eine Art Trancezustand."
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"Fühle mich ein Weltmeister" – Tolle Momente als Hundefriseur
Wenn er einem ängstlichen Hund das Fell geschnitten haben, wenn er es geschafft habe, fühlt Tobias Bachmann sich "wie ein Weltmeister". "Das ist dann das Geilste", sagt er. "Die Leute sind dann megahappy und ich weiß: Mir macht es Spaß und mal ehrlich, ich bin echt gut darin!" Er könne sich keinen schöneren Beruf vorstellen. "Wenn Körper und Hände es mitmachen, mache ich das, bis ich umfalle."
Die Leidenschaft für den Beruf sei schon wichtig, denn reich würde man dadurch nicht. Auch müsse man die Grenzen kennen und kommunizieren: "Wenn ich bei einem ängstlichen Hund das Gefühl habe, dass das Tier genug hat, mache ich nicht alles auf einmal." Er breche den Schnitt dann ab und vereinbare einen weiteren Termin mit dem Kunden oder der Kundin.
Die Arbeit mit Tieren, die auch mal zuschnappen oder beißen, ist für ihn im Vergleich zu Angsthunden eine kleinere Herausforderung. Die Hunde trügen ja einen Maulkorb, wenn sie zu ihnen in den Salon kommen. In diesem Punkt empfiehlt Tobias Bachmann aber, die Zeit und Unterstützung während der Ausbildung nicht zu unterschätzen: Arbeite man schnell für sich allein, komme man schnell an den Punkt, dass ein Tier einen überfordert.
Er erinnert sich gut an diese Momente, in denen es schwierig wird: "Da fällt innerlich dann alles zusammen. Dann ist es Gold wert, wenn im Hintergrund eine Hilfe da ist, die mehr Erfahrung hat und übernimmt, möglichst ohne dass der Kunde es so richtig registriert." Im Umgang mit den Tieren sollte man souverän sein, um auch in solchen Momenten cool zu bleiben. Ihm habe dafür auch die Trainerausbildung noch einmal sehr geholfen.
Überhaupt legt er nahe, im wahrsten Sinne des Wortes klein anzufangen: mit kleinen und leichten Hunden, die oft einfacher zu frisieren seien. "Große und massive Hunde können schon rein körperlich eine Herausforderung sein", erklärt Tobias Bachmann. Was sollte man ansonsten als Hundefriseur können oder wissen?
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Das sollte ein Hundefriseur wissen und können
"Man sollte wissen, wie ein gesundes Fell aussieht und Fellveränderungen erkennen können", sagt Tobias Bachmann. Auch empfehle er ein Basiswissen über die Anatomie, Körpersprache und das Gangbild von Hunden. Wie schaut ein gesundes Ohr aus? Ein gesunder Penis? Eine gesunde Pfote? Tobias Bachmann und seine Mutter erkennen häufig Krankheiten bei Tieren, die die Besitzer nicht erkannt haben. Sie schicken die Hunde dann weiter zum Tierarzt.
"Auch das gehört zum Beruf dazu", sagt der Hundefriseur – inklusive einiger unschöner und schockierender Erfahrungen mit kranken Tieren. "Auch erfüllen wir mittlerweile einige Aufgaben, die wir eher beim Tierarzt sehen würden wie zum Beispiel das Reinigen von Ohren, Krallen schneiden und das Ausdrücken der Analdrüse." Auch hier sei es wichtig, seine Grenzen zu erkennen und Tiere auch mal zum Arzt zurückzuschicken, etwa wenn eine aufwendige, tiefer gehende Ohrenreinigung nötig sei.
Schöne, schwierige und verrückte Seiten eines Berufes
Tobias Bachmann liebt seinen Beruf mit all seinen Facetten, den schwierigen, schönen und ab und zu verrückten Seiten: Hunden mit Ziegenbart oder auch Kunden, die während der Fellpflege für ihr Tier tanzen – zur Beruhigung. Er lacht: "Solche Erlebnisse nehme ich mit Humor."
"Liebe und Leidenschaft" für den Beruf – das wünscht er allen angehenden Hundefriseuren. Das Handwerk könne man schließlich lernen, die Faszination und Neugier für die Themen rund ums Hunde frisieren müssten vorhanden sein.
Und eines will Tobias Bachmann auch noch mit auf den Weg geben: "Wir sollten uns gegenseitig unterstützen, voneinander lernen." Das liegt ihm besonders am Herzen, weil er oft beobachte, dass gerade in der Tierbranche noch viel gegeneinander gearbeitet würde.