Schwanzwedeln, aufgerichtete Ohren, gebleckte Zähne: Hunde kommunizieren vor allem über die Körpersprache und ihren Gesichtsausdruck – aber auch Laute wie Winseln, Knurren und Bellen spielen bei der Kommunikation eine Rolle – bei einem Hund mehr, beim anderen weniger. Das Bellen kann je nach Kontext verschiedene Bedeutungen haben. Die Fähigkeit, es zu verstehen und darauf einzugehen, kann die Bindung zwischen dir und deinem Hund stärken – und dir einen Einblick in seine Gefühlswelt geben.
Warum bellt dein Hund, wenn du nach Hause kommst? Warum bellt er, wenn der Postbote kommt? Und was kann das Bellen mitten in der Nacht bedeuten? Ein Überblick.
Ein großes Hallo
Herrchen kommt nach Feierabend nach Hause, Frauchen kehrt von einer Reise zurück, das geliebte Nachbarskind klingelt an der Haustür: All das können Situationen sein, in denen ein Hund bellt – zur Begrüßung und aus Freude über das Wiedersehen mit seinem Besitzer, seiner Besitzerin oder einem anderen bereits bekannten Menschen. Nicht alle Menschen mögen ein lautstarkes, stürmisches Hallo-Sagen. Wenn du öfters in einem Haushalt zu Besuch bist und mit dem Hund gut klarkommst, ist das Bellen höchstwahrscheinlich keine Warnung, sondern ein Ausdruck unbändiger Freude. Nicht alle Hunde begrüßen ihre Liebsten lautstark, manche verhalten sich ruhig und wedeln mit dem Schwanz.
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Bellen als Warnung
Nähert sich ein Fremder dem Haus, bellen einige Hunde, um ihr Reich und ihre Menschen zu warnen und zu verteidigen. Eine typische Situation ist das Bellen am Gartenzaun oder auf dem Hof eines Bauernhauses. Das hast du bestimmt auch schon erlebt: Du gehst irgendwo spazieren und plötzlich schießt ein Hund bellend auf dich zu, hält dich im Blick, läuft auf und ab, bis du verschwunden bist. Das Tier sieht dich in diesem Moment als potentiellen Eindringling, über den es seine Menschen informieren muss. Auch wenn du Leute mit einem Hund besuchst, bei ihnen mit dem Auto vorfährst und klingelst, kann es sein, dass dir ein warnendes oder alarmierendes Bellen entgegenschlägt. Auch hier möchte das Tier seine Menschen warnen.
Bellen aus Angst
Auch ängstliche Hunde, die sich bedroht fühlen oder unsicher sind, neigen zum Bellen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn sie auf andere Hunde treffen, vor denen sie Angst haben. Anbellen von anderen Hunden ist meistens ein Zeichen, dass dein Tier noch nicht ausreichend sozialisiert ist. Oft wird das Verhalten als "Pöbeln" interpretiert. Das ist jedoch falsch: Der Hund bellt, weil er Angst hat und Abstand möchte. Es hilft nicht, den Hund bei Angst mehr Hundebegegnungen auszusetzen, da dies eher die Angst des Hundes verschlimmern kann. Du solltest dich lieber an eine Tiertrainerin oder einen Tiertrainer wenden, um die Ursache zu finden und am Verhalten zu arbeiten.
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Trennungsschmerz
Manche Tiere werden nicht gerne allein gelassen. Sobald ihr Frauchen oder Herrchen die Tür hinter sich zugezogen hat und aus dem Haus ist, bellen sie sich die Seele aus dem Leib. Hinzu kommen Winseln, Jaulen und Heulen. Vielleicht ist dein Tier zu viel allein. Vielleicht hat es nie gelernt, eine bestimmte Zeit allein zu bleiben. Auch wenn dein Hund nachts bellt, kann es sein, dass er sich einsam fühlt, weil alle Menschen in ihren Zimmern schlafen und er auf sich allein gestellt ist. Nächtliches Bellen kann aber auch andere Gründe haben, zum Beispiel dass der Hund Geräusche hört, seine Besitzer auf mögliche Gefahren aufmerksam machen will oder selbst vor ihnen Angst hat.
Bellen aus Langeweile
Hat ein Hund nicht genug Bewegung oder ist er geistig nicht ausgelastet, kann er dies auch durch Bellen signalisieren. Vielleicht muss er seinen Frust darüber und seine überschüssige Energie loswerden. Wenn dein Tier unterfordert ist, kannst du das an einem monotonen Bellgeräusch erkennen. Auch ein nächtliches Bellen kann auf Langeweile hinweisen.
Bei jungen Tieren ist es manchmal schwierig, zwischen Unter- und Überforderung zu unterscheiden. Gerade sehr junge Hunde neigen auch zum Bellen, wenn sie "drüber" sind, also erschöpft, überstimuliert, überfordert.
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Aufmerksamkeit
Spielst du mit mir? Gibt es endlich bald Essen? Bellen kann auch ein Mittel deines Hundes sein, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen und auf einen Wunsch hinzuweisen. Manchmal springt der Hund dann an seinem Frauchen oder Herrchen hoch. Gründe für ein Nach-Aufmerksamkeit-Heischen können auch Langeweile, Unterforderung und Trennungsangst sein.
Bellen aus Spiellust
Einige Hunde bellen auch, wenn sie zum Spielen auffordern wollen oder sich auf ein bevorstehendes Spiel freuen. Dann ist das Bellen mit wildem Herumspringen verbunden. Auch geht der Hund in die Vorderkörpertiefstellung, das heißt, er senkt den Vorderkörper ab und legt die Beine gespreizt auf den Boden. Der Blick ist eher von dir abgewandt, du siehst vor allem das Weiße in den Augen deines Tieres. Vielleicht kommt es dir ein bisschen verrückt vor – spielverrückt! Hältst du im Spiel inne und verschnaufst kurz, erinnert dein Hund dich vielleicht – ebenfalls aufgeregt bellend – daran, dass das Spiel weitergehen soll und dass er auf eine Pause gut verzichten kann. Auch dann springt er meistens vor dir auf und ab.
Ständiges Bellen
Unter Hunden gibt es sehr leise Vertreter, aber auch Tiere, die ein großes Mitteilungsbedürfnis haben und viel bellen. Ob ein Hund gesprächig ist oder nicht, kann an der individuellen Persönlichkeit, aber auch an der Hunderasse liegen. Zu den mitteilungsbedürftigen Hunden gehören zum Beispiel Terrier, Dackel, Beagle, Spitze und Chihuahuas. Bellt dein Hund ständig, kann ein ernst zunehmendes Problem dahinterstecken, wie etwa Trennungsschmerz oder Langeweile. Auch unzureichende Sozialisierung kann ein Grund sein.
Mit diesen Problemen suchst du am besten einen Tiertrainer auf, der mit dir und deinem Hund als Mensch-Tier-Team arbeitet. In einigen Fällen können auch gesundheitliche Probleme ein Grund für ständiges Bellen sein: Schmerzen oder – vor allem bei älteren Tieren – Probleme mit dem Seh- und Hörvermögen. Wichtig ist, den Grund für das häufige Bellen zu finden und zu verstehen, um dann mit Geduld und auf der Basis positiver Verstärkung daran zu arbeiten. Auf keinen Fall solltest du dein Tier für das Bellen bestrafen oder versuchen, es zu unterdrücken.
Darum kann das Verhalten deines Hundes ein Warnsignal sein
Grundsätzlich kommunizieren Hunde, wie am Anfang beschrieben, mehr über ihre Körpersprache als über das Bellen. Da wir Menschen aber oft nicht auf die Körperhaltung und Blicke eines Hundes achten, wechselt er manchmal in eine deutlichere Kommunikation über – und bellt. Durch genaueres Beobachten und Lesen seiner Signale könnten wir dem Bellen in einigen Situationen also schon zuvorkommen. Um die Bedeutung des Bellens noch besser zu verstehen, kannst du dich auch mit der Länge und der Tonlage der Laute auseinandersetzen. Ein kurzes Bellen in tieferer Tonlage kann auf eine Bedrohung hindeuten, ein schnelles und anhaltendes Bellen in mittlerer Tonlage kann alarmierend sein.