Die Hundefans unter euch kennen sie vielleicht von Instagram: Cinta Hamacher, Hundetrainerin aus Osnabrück, begeistert ihre große Community bei "CintaDogs" regelmäßig mit Videoclips zum Umgang mit Hunden. Seit mehr als zwei Jahren bietet sie ihr spielbasiertes Hundetraining auch online an – dabei sahen ihre Pläne zunächst ganz anders aus.
2020 war Cinta Hamacher kurz davor, eine Trainingshalle zu mieten – schon lange war sie auf der Suche nach einem Raum gewesen. Dann aber kam Corona: Die Pandemie durchkreuzte ihre Pläne, bei der Halle zuzugreifen – und bewahrte sie damit vor hohen Ausgaben. "Für mich war das ein Glück", sagt die Hundetrainerin heute. "Die Halle wäre mein Ruin gewesen."
So lief der Start ins Onlinetraining
Statt in einer Halle startete Cinta Hamacher also ab September 2020, kurz vor dem zweiten Lockdown, mit Onlinetraining – und bekam schnell positives Feedback. "Die Menschen waren sehr dankbar, dass das Training weitergehen konnte", sagt sie. Ein weiterer Vorteil: "Auch bei dem kalten Schietwetter im Herbst und Winter konnten wir den Hunden etwas beibringen."
Auch für sich persönlich sah sie die Vorteile: "Das Onlinetraining schloss die Raum-Zeit-Lücke, die ich vorher immer hatte." Vorher hatte sie mit den Hunden meistens dort trainiert, wo sie auch im Alltag unterwegs waren. Durch das Onlinetraining konnte sie nun für mehr Menschen – und Tiere – da sein. "Die Kunden wissen: Cinta kann ich jederzeit erreichen." Auch sei mehr möglich, weil sie sich viele Wege spart. 2022 bot sie die ersten Webinare an und erkannte: "Wie schön ist es eigentlich, ein Wochenend-Seminar online zu halten? – Keine lange Fahrt, keine Übernachtung im Hotel."
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Onlinetraining: Das sind die Vorteile für Mensch und Tier
Den größten Vorteil sieht die Trainerin aber für ihre Kundinnen und Kunden: "Ich kann sie engmaschiger betreuen." Bei einem monatlichen 1:1-Training seien Mensch und Hund oft lange auf sich alleingestellt – zu lange, wie Cinta Hamacher findet. Das Onlinetraining ermögliche ihr, ihre Kunden intensiver zu unterstützen. "Ich gucke mir täglich Videos meiner Kunden an und sage ihnen dann, was sie anders machen können."
Hinzu kommt: "Ich kann mich beim Ansehen von Videos besser konzentrieren." Vor Ort, bei Kunden zu Hause, wo vorher ein Großteil ihrer Trainings stattfand, gebe es hingegen viel Ablenkung. "Beim Onlinetraining kann ich viel mehr beobachten. Außerdem kann ich vor- und zurückspulen." Bestimmte Situationen kann sie so viel genauer durchgehen: Was passiert zum Beispiel, wenn der Postbote kommt? Bellt er?
Auch Veränderungen im Verhalten seien per Video besser zu erkennen: "Manchmal meint der Kunde, dass sich noch nichts verbessert hat. Schauen wir aber ins Video sehen wir, dass er zwar noch immer bellt, aber dass es schon weniger geworden ist." – Ein Erfolg, den ein Video oft deutlicher vor Augen führe als ein Gefühl oder die Erinnerung – vor allem, weil Menschen sich oft eher an die negativen Vorfälle erinnerten und die kleinen Fortschritte nicht sähen.
Die Grenzen beim Onlinetraining
Aber: "Es gibt beim Onlinetraining auch Grenzen." In zwei Fällen lehnt Cinta Hamacher ein Onlinetraining grundsätzlich ab: wenn es um Beißvorfälle mit Kindern geht oder um Beißvorfälle unter Hunden in Familien mit Kindern. "Da möchte ich vor Ort sein, weil die rechtlichen Konsequenzen sehr hoch sind", sagt sie. "Ich verweise dann an eine Kollegin oder einen Kollegen vor Ort." Dafür habe sie ein Netzwerk. Professionalität bedeute für sie auch, nicht alle Anfragen anzunehmen. "Aber: Ich versuche immer, weiterzuhelfen."
Darum kann das Verhalten deines Hundes ein Warnsignal sein
Auch sei nicht zu unterschätzen, dass man bei einem Onlinetraining doch mal etwas nicht sieht. Durch eine gründliche Anamnese im Vorfeld – Befragung des Hundebesitzers, Wohnungsführung, Gespräche mit dem Tierarzt – stellt Cinta Hamacher aber sicher, dass ihr alle wichtigen Informationen zur Zusammenarbeit mit Mensch und Hund zur Verfügung stehen. Ansonsten setzt sie voll auf Videos, ist sich aber auch möglicher Fehlerquellen bewusst. Um die Entwicklung des Hundes zu tracken, nutzt sie außerdem Vorher-Nachher-Videos, ein Trainingstagebuch sowie die Chatverläufe mit Kunden.
Diese Voraussetzungen sollten erfüllt sein
Um ein Onlinetraining durchführen zu können, sei einerseits eine große Bereitschaft und Offenheit der Kunden nötig, andererseits eine große Verschwiegenheit der Trainerin: "Ich filme ja aus verschiedenen Winkeln, manchmal sind Freunde oder Familienangehörige auf den Aufnahmen zu sehen." Auch müsse der Kunde bereit sein, eine gewisse technische Ausstattung anzuschaffen.
Eine Voraussetzung für die Onlinetrainerin oder den Trainer sei, dass man sehr gut mit der Technik vertraut sein sollte. "Ich liebe Videoschnitt!", sagt Cinta Hamacher. "Aber mit der Technik hat man viele Hindernisse: Das musst du mögen. Du musst dich eigentlich wie so ein Terrier festbeißen und sagen: Ich lasse nicht los!" Oder Freelancer dafür engagieren. Wolle man die Technik outsourcen, müsse einem klar aber sein, dass man dafür viel Geld bezahlen müsse. "Das ist dann so ähnlich wie wenn du eine Halle hast, aber nicht handwerklich begabt bist." Da bezahlt man für die Reparaturen. Insgesamt arbeitet man viel am PC. Auch für die verschiedenen Tools, Onlineportale und Anbieter werden Kosten fällig. Das alles solle man unbedingt bedenken, wenn man als Trainerin oder Trainer ins Onlinebusiness startet.
Die Zukunft des Hundetrainings: In Präsenz oder online?
Online oder doch lieber Präsenz? Cinta Hamacher hat eine klare Antwort auf diese Frage: "Hundetraining wird eine Hybridgeschichte werden. Die auch sehr gesund ist. Wir brauchen viele gute Onlinetrainer, aber auch viele gute Hundetrainer, die vor Ort sind." Bedarf sieht sie auf jeden Fall: "Deutschland ist an vielen Orten noch nicht gut aufgestellt mit positivem, strukturiertem Hundetraining." Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt gebe es Lücken. Viele Trainer hätten keine Kapazitäten: "Ich bekomme viele Anfragen von verzweifelten Hundebesitzern."
Start in den Traumjob: Wie werde ich eigentlich Hundetrainer?
Cinta Hamacher ist sich sicher: "Das Onlinetraining wird weiter wachsen. Wir haben gesehen, dass es funktioniert und man damit auch Geld verdienen kann." Aber: "Es ist nicht für alle Menschen etwas." Sie hält die Kombination aus Online- und Präsenzunterricht für am sinnvollsten, auch weil das eine Vorbereitung für das andere sein kann: "Ich finde, jeder Trainer sollte sich auch mit Onlinetraining beschäftigen, weil man – und hier spricht jetzt die Lehrerin aus mir heraus – aus didaktischer Sicht Menschen sehr gut unterstützen kann, indem man ihnen im Vorhinein Material an die Hand gibt, das sie bis zur ersten Sitzung durcharbeiten."