Sie legen oft Tausende Kilometer zurück, um in wärmere Gefilde zu gelangen: Ein großer Teil der heimischen Vogelarten verlässt Deutschland im Winter und zieht nach Südeuropa oder Afrika. Wir alle kennen die faszinierenden Bilder von riesigen Vogelschwärmen am Himmel. Zugvögel sammeln sich meistens im September oder Oktober, um die Reise gen Süden anzutreten. Zu Tausenden bilden sie Formationen in der Luft.
Aber wird es das in Zukunft noch geben? Schon jetzt bleiben einige Vogelarten, die früher im Süden überwintert haben, in Mitteleuropa und machen sich nicht mehr auf den Weg. Die Mönchsgrasmücke ist ein Beispiel: Früher zog die kleine Vogelart nach Spanien oder Nordafrika. Mittlerweile bewegt sich ein Teil der Vögel, wohl aufgrund der milder werdenden Winter, in den Norden, genauer: nach Großbritannien. Welche Veränderungen bringt der Klimawandel für die Zugvögel noch mit?
Die Zugzeiten der Vögel verschieben sich
Schon seit Jahren ist zu beobachten, dass viele Zugvögel im Frühjahr früher aus ihren Winterquartieren zurückkehren und im Herbst länger in ihrem Brutgebiet bleiben. Die Brutzeit beginnt früher. Die frühere Rückkehr im Frühling hängt laut Naturschutzbund NABU mit den steigenden Temperaturen in Afrika zusammen, aber auch mit abnehmenden Regenfällen an den Rastplätzen auf dem Weg zurück nach Deutschland. Die Vögel machen nur kurze Pausen, um schneller wieder in den Norden zu gelangen.
Die Zugwege verkürzen oder verlängern sich
Einige Vogelarten passen sich an den Klimawandel an, indem sie sich näher gelegene Winterquartiere suchen. Dazu gehören vor allem die Kurz- und Mittelstreckenzieher, die "nur" einige hundert bis wenige Tausend Kilometer zurücklegen. Sie halten sich vor allem in Mitteleuropa auf und beginnen durch den Klimawandel ihre Zugwege weiter zu verkürzen – oder wie die schon erwähnte Mönchsgrasmücke – komplett zu verändern. Einige Kurzstreckenzieher werden auch zu Standvögeln und verlassen ihr Brutgebiet im Winter gar nicht mehr.
Erfahre hier mehr über die verschiedenen Arten von Zugvögeln
Die Langstreckenzieher – hier wird als Beispiel häufiger die Nachtigall genannt – verlängern ihre Zugwege, um den Winter gut überbrücken zu können. Die Folge: Die Reisen in die Wärme dauern nicht nur länger, sondern bringen weitere Herausforderungen mit sich. Die Vögel müssen mehr Kilometer am Stück zurücklegen, und das Fettpolster reicht nicht immer aus, um die Strecke ohne Rast zu überleben. Durch die fortschreitende Wüstenbildung werden aber auch Rastplätze knapper.
Die Verbreitungsräume der Zugvögel verändern sich
Nicht nur das Zugverhalten ändert sich. Auch verschieben sich durch den Klimawandel die Verbreitungsräume von Vogelarten. Weil das Klima im Süden und Osten trockener wird, orientieren sich viele Richtung Norden. Während einige Lebensräume als nicht mehr geeignet wegfallen, kommen an anderen Orten verschiedene Vogelarten zusammen. Das kann zu Konkurrenzkämpfen um Nahrung und Brutplätze führen und auf lange Sicht zu Auswirkungen auf das Ökosystem.
So ist zum Beispiel der Bienenfresser, der lange hauptsächlich im Mittelmeerraum anzutreffen war, wieder in Deutschland ansässig geworden, zunächst in Bayern und dann auch in nördlicheren Gebieten. Die Brutzeit verbringt der Vogel mit exotisch anmutenden Gefieder nun also wieder bei uns und macht sich erst im Herbst auf den Weg in den Süden. Insofern profitiert der Bienenfresser vom Klimawandel.
Für viele Vögel wird das Überleben schwieriger
Andere Vögel hingegen könnten in Zukunft ihren Lebensraum durch die steigenden Temperaturen, aber auch die größere Trockenheit im Sommer verlieren. Dazu könnten zum Beispiel Kiebitz und Brachvogel gehören, die bevorzugt in Moorgebieten und auf Feuchtwiesen leben. Auch Vögel, die wie das Alpenschneehuhn die Kälte lieben, leiden schon jetzt unter dem Klimawandel und könnten komplett aus den Alpen verschwinden. Das Alpenschneehuhn zieht sich in höher gelegene Gebiete zurück. Da aber immer mehr Vögel vor der Wärme auf die Gipfel fliehen, könnte der Lebensraum auch dort knapp werden.
Auch Seevögel haben mit den Veränderungen durch den Klimawandel zu kämpfen: Für sie verringert sich – durch die Erwärmung der Meere, aber auch durch die Fischerei – das Nahrungsangebot. Das führt dazu, dass sie bei der Brut nicht mehr so erfolgreich sind und ihr Bestand zurückgeht.
Erste Hilfe für Zugvögel im Klimastress
Tierschutzorganisationen – allen voran der NABU – setzen sich für den Vogelschutz und insbesondere auch für den Schutz von Zugvögeln ein. Der Naturschutzbund kümmert sich zum Beispiel darum, dass Lebensräume und Brutgebiete von Zugvögeln trotz des Klimawandels erhalten bleiben. Auch setzt er sich gegen die Jagd von Zugvögeln ein. Um Zugvögel auf ihrer gefährlichen Reise zwischen Brutgebiet und Winterquartier zu unterstützen, kann man beim NABU eine Zugvogel-Patenschaft abschließen und somit einen kleinen Beitrag zum Vogelschutz leisten.
International engagiert sich die Organisation Birdlife für den Vogelschutz. Birdlife setzt sich zum Beispiel dafür ein, die Gebiete entlang der Zugvogelrouten zu schützen, damit die Tiere dort genügend Wasser und Nahrung finden. Eine europäische Initiative ist das Storchendorftreffen, bei dem jährlich Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Länder zusammenkommen, um sich über den Schutz der Storchenpopulationen auszutauschen. Neben den großen Organisationen setzen sich auch lokale Initiativen für den Schutz von Brut- und Rastgebieten ein – indem sie gegen den Bau von Flughäfen protestieren oder Jagdverbote in bestimmten Gebieten durchsetzen.