Wenn Corinna Lenz mit "Peanut" Tricks trainiert, verwandelt sich die ansonsten eher zurückhaltende und unsichere Hündin in einen "selbstbewussten Trickdog". "Es ist dann, als hätte Peanut ihren Superwoman-Umhang übergeworfen", sagt Corinna Lenz und strahlt. Die Tricks machen etwas mit ihrer Hündin, und nicht nur mit ihr.
Aber von vorne: Was genau versteht man eigentlich unter Trickdogging?
Was ist Trickdogging?
"Das ist eine superspannende Frage", sagt Corinna Lenz aus Troisdorf bei Bonn. Sie arbeitet seit über zehn Jahren als Hundetrainerin, hat einen Online-Trickdogging-Club und ist Miterfinderin des Spiels "Train the Trainer". "Ich sage immer: Alles ist ein Trick." Also auch "Sitz", "Platz", "Bleib".
Häufig seien Hundebesitzer der Meinung, ihr Hund müsse am Anfang eine Art Grundgehorsam lernen und dann könne man zu den spaßigen Sachen übergehen. Dann fallen immer wieder Begriffe wie "Kommando" und "Befehlstöne". Corinna Lenz weiß aber: Mit Spaß bei der Sache geht es besser." Durch die Tricks entstehe eine lockere, entspannte Atmosphäre, in der es sich leichter lernen lässt, als wenn man mit Strenge und Druck vorgehe. Das gelte für Mensch und Tier.
"Trickdogging ist also eine Einstellung", sagt die Trainerin. "Ich sage auch immer gerne: Trickdogs are happy dogs."
Warum Trickdogging?
Corinna Lenz ist tatsächlich durch Hündin Peanut zum Hundetraining und Trickdogging gekommen: "Als ich Peanut damals aus dem Tierschutz in Rumänien bekommen habe, war sie gar nicht ansprechbar. Bei Fremden hat sie einfach nicht aufgehört zu bellen." Corinna Lenz hatte vorher schon Hunde gehabt, mit denen alles gut geklappt hatte. "Bei Peanut funktionierte nichts", erinnert sie sich. "Sie hatte einfach so panische Angst, sie war wie gefangen." Corinna Lenz wusste damals, dass sie mit dem "Du musst jetzt" aufhören musste – und begann mit Peanut Tricks wie "Gib mir die Pfote" zu trainieren – und es funktionierte: Die Hündin kam aus ihrer Angst heraus.
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Welche Hunde sind fürs Trickdogging geeignet?
Heute trainiert Corinna Lenz auch andere Hunde und die dazugehörigen Menschen. Zum Trickdogging kommen Hundebesitzer, wenn sie ihr Tier besser auslasten oder ihre Bindung stärken wollen: "Meine Kunden merken dann, dass ihre Hunde danach viel ansprechbarer sind und viel lieber mitarbeiten." Sie fänden ihre Frauchen und Herrchen dann "viel cooler". Auch um gezielt Muskeln aufzubauen oder das Körperbewusstsein zu verbessern, sei Trickdogging hilfreich. Somit habe sie auch einige Hund-Mensch-Teams als Kunden, die Agility oder Dog Dance machen. Grundsätzlich könne aber jeder Hund in passender Umgebung Tricks lernen, egal ob klein, groß oder mit Handicap.
Die ersten Tricks und Übungen
Mit Trickdogging kann man ganz einfach starten – hier ein paar Anfängertricks:
- Trainiere mit deinem Hund, einen Gegenstand mit der Nase anzustupsen, zum Beispiel eine Fliegenklatsche.
- Trainiere mit deinem Hund, dass er seine Nase in einen Schuh steckt.
- Trainiere mit deinem Hund, dass er sich um sich selbst dreht.
Der Trick mit der Fliegenklatsche sei ein guter Einstieg – Corinna Lenz erklärt, wie es funktioniert: Zu Beginn klebst du ein Leckerli an die Fliegenklatsche und hältst sie dem Hund hin. Im zweiten Schritt hältst du das Leckerli nur noch davor und gibst es ihm, wenn er die Fliegenklatsche berührt hat. Im dritten Schritt, wenn der Hund den Trick gelernt hat, hältst du nur noch die Fliegenklatsche hin und gibst ihm das Leckerli als Belohnung. Nach diesem Prinzip funktionieren auch die anderen Tricks. Nach und nach könne man mehr und auch kompliziertere Tricks hinzunehmen.
Positives Tiertraining: Was ist das eigentlich genau?
"Dass der Hund Spaß daran hat, merkt man daran, dass er immer schon parat steht, wenn die Tricks starten, sofort mitmacht und auch im Training bleibt", sagt Corinna Lenz. "Der Hund probiert neue Dinge aus und verbessert sich auch." Damit das Tier sich nicht langweile, solle man immer ein bisschen anspruchsvoller werden, aber nicht zu hohe Ansprüche haben. Wichtig sei, dass eine Motivation in der Form einer Belohnung da sei: "Das kann ein trockenes Futterstück sein oder ein Spielzeug. Für manche Tiere ist es auch einfach eine Belohnung, wenn der Mensch sich freut."
Vom Anfänger zum Trickmeister
In ihrer Community gibt Corinna Lenz den Hund-Mensch-Teams 150 Tricks an die Hand. Zu den anspruchsvollen Tricks gehören zum Beispiel
- Freier Handstand: Der Hund läuft auf zwei Beinen.
- Spardose: Der Hund wirft eine Münze in eine Spardose.
Für alle Tricks verschiedener Schwierigkeitsgrade können die Mitglieder Zertifikate bekommen. Die Tricks "Handstand" und "Spardose" gehören übrigens in die letzte Kategorie "Platin". "Die Zertifikate und die Community sind eine Motivation, dabei zu bleiben und regelmäßig zu trainieren", sagt Corinna Lenz. "Das klappt besser in der Gemeinschaft als alleine."
Die Trickdogging-Ausrüstung
Um ins Trickdogging zu starten, brauche man nicht viel. Man könne zu Hause loslegen, zum Beispiel in der Werbepause beim Fernsehen gucken. Parat liegen sollten:
- Leckerli, die der Hund gerne mag, oder normales, am besten halbfeuchtes Futter
- Am besten eine Leckerli-Tasche, damit man die Belohnungen schnell in der Hand hat
- Eventuell ein Clicker, mit dem man anzeigt, wann der Hund den Trick geschafft und etwas richtig gemacht hat
- Eine Idee, welchen Trick man üben möchte
- Das Lieblingsspielzeug zur Belohung
Corinna Lenz freut sich immer wieder, wenn Hunde durch das Trickdogging in kurzer Zeit neue Dinge lernen – auch wenn sie vorher keine guten Erfahrungen gemacht haben. So war es für die Trainerin ein besonderes Erlebnis, als sie mit fünf Welpen arbeiten durfte, die dem Ukraine-Krieg entkommen waren. Sie war froh, dass die Welpen sofort mitmachten und Spaß an den Tricks hatten.
Die Gefahr beim Trickdogging
"Eigentlich gibt es beim Trickdogging nur eine Gefahr: Der Hund wird süchtig", sagt Corinna Lenz und lacht. "Er will am liebsten immer Tricks trainieren. Dann muss man ihm beibringen, dass er auch mal eine Pause braucht."