Schnüffeln ist für Hunde wie Social Media für Menschen: Mit ihrer feinen Nase nehmen die Tiere an allen Ecken Informationen über ihre Artgenossen und die Umgebung auf. Das ist wie Zeitung lesen, Freunde treffen oder durch den Instagram-Feed scrollen – Schnüffeln ist ein Grundbedürfnis des Hundes. Und es macht ihm Spaß. Darum ist es wichtig, dass du dein Tier während eurer Spaziergänge in Ruhe hier und da riechen lässt. Aber welche Informationen sammeln die Tiere eigentlich über ihren Geruchssinn?
Warum schnüffeln Hunde beim Gassi gehen am Wegesrand?
Über ihren Geruchssinn erfahren Hunde beim Spazieren gehen eine Menge über ihre Umgebung und die anderen Tiere, die dort unterwegs sind. Sie spüren die Duftmarken ihrer Artgenossen auf, um zu erkennen: Ist hier ein Rüde oder eine Hündin entlanggelaufen? War hier ein Tier unterwegs, das sie kennen? Und ist es vielleicht noch in der Nähe?
Durch das Schnüffeln am Urin oder am Kot erkennen Hunde außerdem die Reviermarkierungen anderer Tiere. Auch wenn sie in der heutigen Zeit nicht mehr auf diese Informationen angewiesen sind, weil keine unmittelbaren Gefahren drohen, wenn sie in fremdes Gebiet vordringen, gehört das Schnüffeln zu ihrem Leben dazu und ist ihnen nicht abzutrainieren.
Dein erster Hund: Diese 9 Dinge solltest du vorher wissen
Einige Hunde haben auch heute noch einen ausgeprägten Jagdinstinkt. Gehört dein Tier zu diesen Jagdhunden, nimmt es beim Gassi gehen mit der Nase am Boden auch die Fährten anderer Tiere, zum Beispiel von Kaninchen, auf. Hat dein Hund eine Spur gefunden, ist er vielleicht wie ausgewechselt, kaum noch ansprechbar und will der Fährte unbedingt folgen. Das kann zum Beispiel auf Kleine und Große Münsterländer, aber auch auf Terrier oder Dackel zutreffen.
Warum beschnüffeln Hunde sich gegenseitig?
Treffen mehrere Hunde aufeinander, beschnüffeln sie sich gerne gegenseitig am Po. Das liegt daran, dass sie über die dort freigesetzten Geruchsstoffe mehr über ihr Gegenüber erfahren können: Geschlecht, Alter, Stimmung, sogar Gesundheitszustand und Ernährung. Auch können sie erschnüffeln, ob ein Tier paarungsbereit ist. Das alles können die Pheromone verraten, die über ein Sekret durch die Analdrüsen abgegeben werden.
Wenn Hunde sich beim Spazieren gehen begegnen und anfangen, am Hintern zu beschnüffeln, musst du dir also keine Sorgen machen: Sie begrüßen sich, lernen sich kennen, erkennen sich wieder und tauschen aus, was gerade beim anderen los ist, wie es ihm geht. Das Schnüffeln am Po gleicht also einem Händedruck, einem ausführlicheren Hallo-Sagen.
Warum schnüffeln Hunde bei Menschen im Schritt?
Das ist schon ein bisschen unangenehm: Auch bei fremden Menschen schnüffeln Hunde gerne im Schritt. Auch hier geht es darum, über Geruchsstoffe mehr über den Menschen herauszufinden. Auch wenn es nicht höflich aussieht, versuchen die Tiere uns dadurch näher kennenzulernen. Sie interessieren sich für den Menschen, sind neugierig und aufgeschlossen.
Warum schnüffeln Hunde bei Frauen oft intensiver als bei Männern?
Bei Frauen schnüffeln Hunde oft noch intensiver als bei Männern im Schritt, weil sie bei ihnen noch mehr Informationen bekommen, vor allem in den Phasen, in denen eine Frau ihre Periode oder ihren Eisprung hat. Auch eine Schwangerschaft können sie erkennen. Ist die Schnupperei gerade nicht erwünscht, solltest du deinen Hund ablenken, zum Beispiel mit einem Spiel.
Was kann ein Hund noch erschnüffeln?
Mit ihrer feinen Nase können die Tiere noch viel mehr erschnüffeln, als in deinem Mensch-Hunde-Alltag ersichtlich wird. So werden Hunde bei der Polizei für das Aufspüren von Drogen und Sprengstoffen eingesetzt. Auch als Rettungshunde kommen sie zum Einsatz, zum Beispiel um nach einem schweren Erdbeben vermisste Menschen unter den Trümmern zu finden. Die Suche nach verlorenen oder verschütteten Personen wird auch als Mantrailing bezeichnet und ist zugleich Rettungsmethode als auch Freizeitaktivität. Weiterhin können Hunde bei Menschen Krankheiten wie Krebs und Diabetes erkennen. Speziell ausgebildete Hunde können sogar entdecken, wenn ein Diabetes-Patient einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel hat.
Auch während der Corona-Pandemie kamen Spürhunde zum Einsatz: Bei Konzerten oder an Flughäfen sollten sie anhand des Schweißes die Menschen heraussuchen, die mit Corona infiziert waren. Das funktionierte meistens gut und schnell, setzte sich aber letztendlich gegenüber den Schnelltests nicht durch.
So wird der Spaziergang zum Schnüffelabenteuer
Überall einfach mal schnüffeln lassen: Anstatt deinen Hund mit Tricks und Spielen zu unterhalten, kannst du mit ihm Gassi gehen und ihn in aller Ruhe seine Gegend erschnüffeln lassen. Ganz bewusst kannst du auch neue Orte zum Spazieren gehen oder Wandern aussuchen, um ihm ein neues Geruchsabenteuer zu ermöglichen. Für einige Tiere ist das Schnüffeln eine geistige Bereicherung, bei anderen hilft es, Stress abzubauen und sich besser zu fühlen. So ein Spaziergang in neuem Gebiet kann auch für euch als Hund-Mensch-Team eine tolle Erfahrung sein, die euch noch mehr zusammenschweißt.
So stärkst du die Bindung zwischen dir und deinem Hund
Auch drinnen sind Schnüffelspiele möglich
Um die Supernase deines Hundes zu fordern, kannst du auch zu Hause Schnüffelspiele veranstalten. Ein einfaches Spiel: Du versteckst Leckerlis an einem Ort, zum Beispiel unter einem Kissen oder unter einem Stapel Zeitungen, und lässt deinen Liebling danach suchen. Weitere Tipps zu "Nasenspielen" findest du zum Beispiel in Christina Sondermanns Buch "Einfach schnüffeln!". Ein beliebtes Spielzeug, bei dem ebenfalls die Nase zum Einsatz kommt, sind Schnüffelteppiche oder Schnüffeldecken für Hunde.
Um deinen Hund zu fordern, sind nicht zwangsläufig lange Spaziergänge oder sportliche Spiele nötig: Das Schnüffeln in der Wohnung oder bei einem Spaziergang ist eine der einfachsten und natürlichsten Möglichkeiten, deinen Hund auszulasten. Denn das ausgiebige Riechen ist für ihn anstrengend und macht ihn müde, sodass er nach einem ausführlichen Schnüffelabenteuer meistens besonders gut schlafen kann.