Eine Pose, das Licht, der Hintergrund – manchmal hat Gina Wetzler bereits ein bestimmtes Bild im Kopf, wenn sie sich auf den Weg zu einem Tierfotoshooting macht: das perfekte Foto, das sie an dem Tag gerne aufnehmen würde. Aber wie funtkioniert das überhaupt, das Fotografieren mit Hunden, Pferden und anderen Tieren?
Gina Wetzler, die mit ihrer Stute Très Jolie und ihrer Hündin Mable in der Nähe von Potsdam lebt, ist gelernte Mediengestalterin und arbeitet als selbstständige Fotografin – für Tiere, Unternehmen, Events und auch Hochzeiten. Angefangen hat sie mit der Fotografie vor 14 Jahren. Vor allem fotografierte sie damals immer wieder die zwei Hunde, die sie zu Hause hatten, und dann auch das eigene Pferd. Sie liebt es, einen Moment für die Ewigkeit festzuhalten.
Der Einstieg in die Tierfotografie
"Zuerst wurden Freunde auf meine Fotos aufmerksam", erzählt sie. Dann wandten sich auch entfernte Bekannte an sie, um ihre Tiere von ihr fotografieren zu lassen. Schließlich fragten auch Fremde sie für Shootings an. "Das war so nicht geplant", sagt Gina Wetzler heute. Aber sie entwickelte sich stetig weiter. Vieles lernte sie nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum", einiges brachte sie sich auch durch YouTube-Videos bei.
Als sich der Einstieg in eine Festanstellung nach ihrer Ausbildung schwierig gestaltete, machte sie sich hauptberuflich selbstständig – und hat diesen Schritt nie bereut. "Ursprünglich wollte ich lieber eine Teilzeitstelle als Mediengestalterin haben und die Fotografie als Nebengewerbe aufbauen. Aber ich bin nun happy damit. Beides parallel zu machen, wäre wahrscheinlich eher schwierig geworden."
Als Tierfotografin ist sie vor allem für Privatkunden tätig, aber auch für Unternehmen aus der Tierbranche, die Werbematerial benötigen, zum Beispiel Reitläden. Ganz allein geht Gina Wetzler ihren kreativen Weg nicht: An ihrer Seite ist ihr Partner Rainer Keuenhof, der bei Fotosessions assistiert und sein filmisches Talent einbringt, indem er eine Drohne fliegen lässt.
So läuft ein Tierfotoshooting ab
In den 14 Jahren (Tier-)Fotografie hat Gina Wetzler viel Erfahrung mit der Durchführung von Shootings gesammelt. In einem Vorgespräch klärt sie ab, welche Motive die Kundin oder der Kunde sich wünscht: Bilder nur vom Tier? Oder zusammen mit der Besitzerin, dem Besitzer? Bei Pferden: Sollen ausschließlich Bilder am Boden gemacht werden oder auch beim Reiten? Auch über die Location haben die Kunden sich dann oft schon Gedanken gemacht. Kurz vor dem Shooting geht Gina die Spots ab, an denen die Fotos entstehen sollen.
Die Session selbst startet sie meistens an dem Ort, der am weitesten vom Stall entfernt liegt, um sich dann nach und nach wieder dorthin hervorzuarbeiten. Zum Beispiel im Wald oder auf einer Koppel. "Das ist dann ein bisschen wie ein Spaziergang", sagt sie. "Ich leite Pferd und Besitzer an, versuche aber so wenig wie möglich einzugreifen." Es soll sich so anfühlen, als würden die Fotos nebenbei entstehen. "Ich stelle auch viele Fragen, um das Tier so gut wie möglich kennenzulernen." Nach zehn bis fünfzehn Minuten Shooten gibt es eine Pause. Wenn eine bestimmte Pose nicht klappt, sei das eben so. "Ich lasse das Tier Tier sein. Mensch und Tier müssen nicht performen." Eher spielerisch versucht sie die Tiere ästhetisch zu positionieren. Die Besitzerin oder der Besitzer passt sich dann an die Pose und Blickrichtung des Pferdes an.
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"Tier und Mensch sollen sich beim Shooting wohlfühlen", betont Gina Wetzler. Ihre große Herausforderung sei es, das Tier so gut wie möglich kennenzulernen und es durch das Auge seines Besitzers zu sehen. Er soll sich und sein Tier in den Fotos wiedererkennen. Manchmal kann sie ihre Kunden aber auch mit ihrer Sicht auf das Tier überraschen: "Besonders schön ist es, wenn ich dem Kunden ein Bild auf der Kamera zeige und er anfängt zu weinen." Und auch wenn sie es schafft, das perfekte Bild, das sie im Kopf hatte, umzusetzen. Wenn Licht, Pose und Hintergrund wunderbar zusammenspielen, ein "rundes Gesamtergebnis" abgeben und eine ihre Magie entfalten.
Deine Tierfotos: Tipps vom Profi
Gina Wetzler ist Profi. Wenn wir Hobbyfotografinnen und Fotografen unsere Tiere ablichten, kommt nicht immer ein zufriedenstellendes Bild heraus. Gina hat fünf einfache Tipps, was du beim Fotografieren deines Lieblings beachten kannst.
- Wichtig ist es, sich auf Augenhöhe deines Tieres zu begeben, also – bei Pferden – in die Hocke zu gehen. So wirken die Proportionen des Tieres stimmiger. Bei kleineren Tieren wie Hunden kann es ratsam sein, sich auf den Boden zu legen.
- Du solltest dein Tier mit genügend Abstand zum Hintergrund fotografieren, also auf keinen Fall direkt vor einer Wand oder einem Busch. Wenn möglich, nimm den Hintergrund unscharf auf. Das setzt dein Tier besonders gut in Szene.
- Nimm dein Tier nicht zu weitwinkelig auf. Zoome etwas rein oder nutze den Porträtmodus deiner Kamera. So werden die Proportionen noch schöner.
- Um die Aufmerksamkeit deines Tieres kannst du ein Geräusch machen. Bei Pferden kannst du eine App nutzen, um ein Wiehern abzuspielen.
- Vor allem bei Pferden solltest du ein spezielles Augenmerk auf die Beine legen. Wenn du hier eine ungünstige Beinphase erwischst und sich ein Bein hinter dem anderen versteckt, kann das auf dem Foto irritierend und weniger ästhetisch wirken.
Loslegen kannst du mit jeder Kamera, sagt Gina Wetzler. Auf die Ausrüstung komme es zunächst gar nicht so sehr an. Auch mit dem Smartphone lassen sich tolle Aufnahmen umsetzen. Ansonsten empfiehlt Gina Wetzler eine spiegellose Kamera mit Wechselobjektiv. Für hochwertige Tierfotos sei das Objektiv besonders wichtig. Es sollte möglichst lichtstark sein, um flexibel zu sein und auch Bewegung gut einfangen zu können. Sie arbeitet am liebsten mit einer Festbrennweite und nicht mit einem Zoomobjektiv. "Ich mag die Qualität der Bilder einfach lieber."
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Das sollte ein Tierfotograf können und wissen
Für die Tierfotografie muss man viel Ruhe und Geduld mitbringen. "Mit Druck wird man nicht weit kommen", weiß Gina Wetzler.
Wer als Tierfotografin oder Tierfotograf arbeiten möchte, sollte sich außerdem mit dem Körperbau und den Verhaltensweisen von Tieren auskennen. Durch ihre lange Erfahrung als Reiterin wisse sie sehr genau, wie sie ein Pferd gut ablichten kann. Bereits mit sechs Jahren saß sie im Sattel. Auch kann sie mit Fachbegriffen aus der Reitersprache kommunizieren. "Vor allem in unruhigen Situationen hilft mir dieser Erfahrungsschatz viel weiter: Ich kann meine Ruhe auf die Kunden übertragen und ihnen eine gewisse Sicherheit geben."
Die Kommunikation mit den Kunden – den Menschen – sei auch insgesamt wichtig, um erfolgreich als Tierfotografin zu arbeiten. Schließlich müsse man deren Ansprüchen gerecht werden. Ihr helfe es auch, sich ab und zu in die Perspektive des Kunden hineinzuversetzen, der sich ja – anders als bei Selfies – noch nicht vorstellen kann, wie die Bilder aussehen werden und zugleich vor der Kamera agiert.
Und eine weitere Sache müsse man wissen, bevor man sich für eine Laufbahn als Tierfotograf entscheide: "Man sollte sich nicht davor scheuen, dreckig zu werden. Denn bei den Shootings liegt man oft im Dreck." Auch entwickle man sich mit der Zeit zum Hobbymeteorologen. "Man ist komplett vom Wetter abhängig", sagt Gina Wetzler. "Ich nutze drei Wetter-Apps und schaue immer vorher aufs Regenradar." Sie shoote aber bei jedem Wetter, außer wenn es in Strömen regne. "Im Zweifel muss man dann doch mal einen Termin verschieben."
Um zu lernen und sich weiterzuentwickeln, rät Gina Wetzler, sich in der Tierfotografen-Szene umzuschauen: "Die ist unfassbar gewachsen, geradezu explodiert. Es gibt mittlerweile so viele tolle Tierfotografen!" Da könne man sich Vorbilder suchen, passend zur eigenen Stilrichtung. Einige Profis bieten auch Videokurse oder Coachings an, in denen man sich weiterbilden könne.
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Highlights im Leben der Tierfotgrafin
Gina Wetzler, das merkt man, fühlt sich wohl in ihrer Rolle als leise Beobachterin, als Fotografin. Sie liebt es, draußen zu sein und die Natur wahrzunehmen. "Mich begeistert es, was sie schafft und leistet – einfach, indem sie existiert."
Mit ihren Fotos hält sie diesen Zauber für die Ewigkeit fest. Ein besonderes Highlight ist für Gina Wetzler das Fotografieren in anderen Ländern und Landschaften, die sie in der Nähe von Potsdam nicht findet. Strandshootings mit Tieren hat sie einige Jahre regelmäßig im Frühling und Herbst veranstaltet. Aber Pferde oder Hunde vor einer Bergkulisse zu fotografieren, das ist einfach nochmal etwas ganz anderes: "Das sind Bilder, die ich sonst nicht machen kann." Besonders die schroffen Landschaften von Skandinavien, Irland und den Dolomiten reizen die Fotografin.