Seit nun bereits zehn Jahren betreibt Regine Dumack ihr eigenes Geschäft: "Mops & Miez BARF Shop" – auch bekannt unter dem Namen "Barf Shop Berlin". In ihrem Laden im Stadtteil Weißensee bietet sie vor allem BARF-Produkte, also Futter aus Frischfleisch, aber auch einige andere Produkte wie Trockengemüse oder Leckerlies an. Außerdem berät Regine ihre Kundinnen und Kunden in Sachen Ernährung und erstellt mit ihnen Futterpläne für ihre Hunde und Katzen.
Wie wurde aus der gelernten lebensmitteltechnischen Assistentin eine Gründerin, Ladenbesitzerin und Unternehmerin?
Erste Erfahrungen im Einzelhandel
Alles begann mit den ersten Jobs im Einzelhandel. Nach ihrem Abitur 2004 arbeitete Regine bei einer Drogeriekette. Auch als sie nach ihrer Ausbildung ein Studium der Lebensmittelchemie an der Technischen Universität Berlin begann, jobbte sie wieder im Einzelhandel, diesmal bei einem Textilunternehmen. Zunächst war sie dort geringfügig beschäftigt, später als stellvertretende Filialleiterin – eine wertvolle Erfahrung: "Damals habe ich alles kennengelernt: Wie funktioniert der Wareneingang, wie der Warenausgang?", erzählt sie. "Auch habe ich erkannt, dass mir die Arbeit mit den Kunden viel Freude macht."
Und an diese Freude knüpfte sie wieder an, als sie 2013 ihr Geschäft in Weißensee eröffnete. Aber wie kam es zu der Entscheidung für die Gründung?
Entscheidung für den eigenen Weg ins Tierbusiness
Nach ihrer Ausbildung sah Regine keine guten Chancen, als lebensmitteltechnische Assistentin in Berlin einen Job zu finden. Das Studium, das sie nach der Ausbildung begonnen hatte, brach sie nach vier Semestern ab: "Ich merkte, dass Studium, eine eigene Wohnung, Arbeit und die Haustiere nur schwer miteinander vereinbar waren." Schon damals hatte sie zwei Hunde, Luna und Sami, die beide ziemlich alt wurden, 17,5 und 14 Jahre. Sie entschied, ihren eigenen Weg zu gehen und dabei ihre Begeisterung für Lebensmittel, Hunde und die Arbeit mit Menschen in einem Business zusammenzuführen.
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Mit dem Verkauf von BARF-Produkten fand sie ihre Nische. Weil sie ihre eigenen Hunde mit Frischfleisch fütterte, ergab sich außerdem der Kontakt zu einem günstigen, zuverlässigen Frischfleischlieferanten, mit dem die Gründerin auch für ihr Geschäft zusammenarbeitete. Auch sah sie an ihren Hunden, dass sie lieber Frischfleisch als Trockenfutter fraßen. Wenn Tiere ihr Futter lieben, erkennt sie das an deren Vorfreude aufs Fressen, am Speichelfluss und daran, dass kein Krümel übrigbleibt. Es gibt auch Kritiker des "Barfens", des Fütterns von Frischfleisch. Regine aber erkannte die Vorteile für ihre eigenen Tiere und beschloss, auch andere Hundebesitzer bei dieser "natur- und artgerechten Fütterung" unterstützen zu wollen. "In meinem Geschäft will ich die Tierhalter auch aufklären", sagt sie. "Aber ohne Druck und Panikmache."
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Das Ladenlokal – "Liebe auf den ersten Blick"
"Ein bisschen Glück" hatte die Gründerin bei der Suche nach einem Ladenlokal: Mit dem Fahrrad kam sie eines Tages an den zu vermietenden Räumen vorbei. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt sie. Sie legte sich ins Zeug, um das Ladenlokal zu bekommen, und es klappte. Eine Hürde war schon mal genommen.
Es gab viele Herausforderungen, die Regine zu meistern hatte – von der Anschaffung des Kassensytems und der Tiefkühltruhen über die Beachtung der Gesetzesvorgaben im Lebensmittelbereich bis hin zur Auswahl ihrer Waren. Ein großer Lernprozess begann. Vieles eignete sie sich selbst an. Und auch heute kommen immer noch neue Sachen hinzu. "Aber es gab nichts, mit dem ich so gar nicht gerechnet hatte", sagt sie heute. Es floppte mal ein bestimmtes Produkt. Ab und zu dachte sie auch: "Warum habe ich mich darum nicht gleich gekümmert?" Aber es passierte nichts Entscheidendes, was sie nicht in irgendeiner Weise hatte vorhersehen können.
Aber: "Bis sich der Laden fest im Kiez integriert hatte, dauerte es tatsächlich etwas länger als erwartet", sagt Regine. Es brauchte ein bis zwei Jahre. Während der Anfangsphase halfen ihr vor allem ihre Erfahrung aus dem Nebenjob im Einzelhandel, aber auch das Wissen, das sie in den BARF-Seminaren erworben hatte. Besonders wichtig bei der Gründung war die Familie, die ihr den Rücken freihielt und auch finanziell eine Stütze war.
Die schwierigen Momente als Gründerin – "Der Druck war hoch"
Trotz aller Unterstützung gab es auch auf ihrem Weg Momente, in denen sie drauf und dran war, alles hinzuschmeißen. "Der Druck war hoch", sagt sie heute. Nebenbei arbeitete die Gründerin in einem anderen Job weiter, war auch auf das Jobcenter angewiesen, musste sich durchbeißen. Aber sie hielt durch, arbeitete weiter am Unternehmen und setzte auch ihr Marketing um.
Als wichtigste Erfolgsfaktoren sieht sie heute ihren langen Atem, ihre Liebe zum Barfen und das fundierte Wissen, mit dem sie Tierbesitzer zum Füttern aber auch bei anderen Fragen rund ums Tier beraten kann: Neben den BARF-Seminaren hat sie auch eine Ausbildung zur Hundetrainerin gemacht. Auch aus der Erfahrung mit ihren eigenen Hunden kann sie den Kunden mit ihrem Wissen, zum Beispiel über Krankheiten, weiterhelfen. Einen weiteren Erfolgsfaktor sieht sie in der Auswahl ihres Personals: "Meine Mitarbeiterinnen fühlen sich mit dem Geschäft sehr verbunden." Hinzu kommen der freundliche Umgang mit Kunden, die klare Struktur und Sauberkeit im Laden, kurzum ein schönes Ambiente, sagt sie.
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Auch die Herausforderung, ein gutes Sortiment zu erstellen und zu erweitern, gelang offenbar. Bei der Auswahl der Produkte achtet Regine vor allem auf die Herkunft und Zusammensetzung. Das frische Fleisch bezieht sie größtenteils aus der Region und Deutschland, nur ein kleiner Teil kommt aus EU-Ländern. Auf Fleisch aus der Massenzucht verzichtet sie. Die Kauartikel stammen häufiger aus dem EU-Ausland, weil sie dort aufgrund der Wetterbedingungen günstiger produziert werden können. Bei der Zusammensetzung achtet sie darauf, dass die Produkte keine schädigenden Substanzen enthalten, also dass zum Beispiel auf Konservierungsstoffe verzichtet wird.
Eine Rolle bei der Auswahl der Produkte spielt aber auch der Preis: "Ich muss schon schauen, ob der Artikel ins Portmonee meiner Zielgruppe passt. In Weißensee wohnen viele Familien, da müssen die Preise erschwinglich sein." Um neue Artikel zu testen, gibt sie ihren Kunden ab und zu Gratisprodukte für ihre Lieblinge mit. Gerne nimmt sie auch Kundenwünsche für bestimmte Produkte entgegen und richtet sich danach aus.
Tipps für Gründer im Tierbusiness
Regines Tipp für andere Gründerinnen und Gründer: "Lernen, lernen, lernen!" Sie empfiehlt, möglichst viele Dinge selber umzusetzen, um nicht von anderen abhängig zu sein. Auch rät sie dazu, vor der Gründung einen Businessplan zu erarbeiten, um genau zu wissen, wo es hingehen soll. Hilfreich sei in ihrem Fall auch ein HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Points), ein Qualitätswerkzeug, das für die Produktion und den Umgang mit Lebensmitteln geschaffen wurde. Darin analysiert man die einfachsten und schlimmsten Szenarien, die auf einen zukommen können, zum Beispiel: Wie gehe ich damit um, wenn bei einer Lebensmittelkontrolle eine offene Dose gefunden wird? Beim HACCP versucht man, mögliche Probleme zu antizipieren und Präventivmaßnahmen dafür zu entwickeln.
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Chancen und Bedarf für Gründungen in der Tierbranche
Wenn Regine sich aktuelle Angebote in der Tierbranche anschaut, sieht sie noch einiges an Gründungspotenzial: "Als Tierbesitzerin ist es zum Beispiel gar nicht so einfach, einen Tierheilpraktiker, Osteopathen und Physiotherapeuten zu finden." Da gebe es Bedarf, genauso wie bei Hundefrisören, weiß sie aus eigener Erfahrung mit ihren Hunden.
Um in den Bereich Ernährungsberatung zu gehen, rät Regine, sich ein gutes Grundwissen zum Aufbau von Nährstoffen und ihren Funktionen im Körper aufzubauen. Sie habe sich schon in der Schulzeit durch die Schwerpunkte Biologie und Chemie Grundlagen angeeignet. Wichtigste Voraussetzung, um als Ernährungsberaterin tätig zu werden, war aber ihre Ausbildung zur lebensmitteltechnischen Assistentin. "Aber auch eine CTA (chemisch-technische Assistentin) oder PTA (pharmazeutisch-technische Assistentin) hat gute Voraussetzungen."
Weiteres Wissen über die Ernährung von Tieren kann man sich über Seminare und Selbststudium aneignen. Regine belegte Seminare im BARF-Bereich, recherchierte aber auch selber – vor allem auf dem Portal "Zentrum der Gesundheit" und "Naturheilkunde bei Tieren". "Ansonsten hilft es auch, Tierärzten oder Tierheilpraktikerin gezielte Fragen zu stellen", sagt Regine. Vor allem Ärzte hätten wenig Zeit – wenn man aber mit einem bestimmten Thema auf sie zukomme, bekomme man meistens eine Antwort.
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