Alles fing 2006 an, als sich Petra Rewer nebenberuflich als Hundefrisörin selbstständig machte. Auf ihrem Restbauernhof in Steinfurt im Münsterland bauten sie und ihr Mann Norbert Rewer einen Raum zum Hundesalon um. Schnell stellten sie fest, dass viele Menschen nach einem "Hundefrisör" googelten. Sie legten eine Website für ihr Business an. Mehr Kunden kamen, Petra Rewer gab ihren Job als Verwaltungsangestellte auf und widmete sich voll und ganz dem Hundefrisieren.
Norbert Rewer hatte eine weitere Idee: "Wir könnten über die Website weitere Produkte für Hunde verkaufen." Wenig später starteten die beiden ihren ersten Onlineshop, den sie "Animalshopping" nannten. Die Waren kauften sie ein – zum Beispiel eine Hundebox aus England oder einen Hunde-Anhänger aus den USA. "Animalshopping" gibt es auch heute noch. Aber beim Zukauf von Produkten sollte es nicht bleiben und TrendPet wechselte in die Eigenentwicklung.
Von der Hundefrisörin zum Onlineshop für Tierprodukte
Norbert Rewer, ursprünglich tätig als Marktleiter eines großen Elektrofachmarktes, machte sich auf die Suche nach Lieferanten in China. Er wollte Tierbedarf unter eigenem Markennamen produzieren. Mit einem kleinen Sortiment gingen sie als "TrendPet" an den Start, darunter war auch eine Leckerchen-Tasche, die sich mittlerweile zu einem ihrer Verkaufsschlager entwickelt hat. Was soll so besonders an einer Leckerchen-Tasche sein?, könnte man sich nun fragen.
"Neben zwei Fächern für verschiedene Qualitäten an Hundeleckerchen besitzt die Tasche noch ein saugstarkes, unten angeklettetes Fingerhandtuch", erklärt Norbert Rewer. "Wir haben uns in die Hundetrainer hineinversetzt und überlegt, was für ein effektives Training wichtig ist." Nach dem Belohnen mit Leckerchen haben viele Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer fettige Hände. So zieht er es mit "TrendPet" seitdem durch: Das Unternehmen versucht ein Produkt immer so zu entwickeln, dass es für den Benutzer die besten Eigenschaften und Funktionalitäten mitbringt. Norbert Rewer nennt es sein "Sortiment der Besonderheiten". Wenn ein neues Produkt keinen zusätzlichen Mehrwert bietet, kommt es nicht in das TrendPet-Sortiment.
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Tierprodukte, die sich von anderen abheben
"Ein weiteres Beispiel für das Sortiment der Besonderheiten ist der Futterdummy ,Kurt'“, sagt Norbert Rewer. In die Produkte fließt viel Wissen von Petra Rewer ein, die Hundetrainerin ist. Bei einem Futterdummy ist es sehr wichtig, nach dem gewünschten Verhalten des Hundes, dieses sofort zu belohnen. Nur dadurch verknüpft der Hund seine Aktion mit der Belohnung und lernt. Bei anderen Futterdummys muss oft erst ein Klettverschluss und dann noch ein Reißverschluss geöffnet werde, bevor der Hund an seine Belohnung kommt. Kommt die Belohnung zu spät, hat er bereits vergessen, wofür er das Leckerchen bekommen hat. Der Futterdummy „Kurt“ kommt wegen des Klettverschlusses, der auf ganzer Länge angebracht ist, ohne Reißverschluss aus. Auf beiden Seiten des Klettverschlusses befinden sich Gurtbänder, an denen man den Dummy blitzschnell öffnen kann, wenn der Hund ihn gebracht hat.
Mit diesen und vielen weiteren Ideen hat TrendPet sich im Laufe der Jahre einen Namen bei Händlern, Hundetrainern und Hundebesitzern gemacht.
Neue Ideen für das "Sortiment der Besonderheiten"
Woher kommen die Ideen für das "Sortiment der Besonderheiten"? "Wir schauen aus der Perspektive der Hundebesitzer und Hundetrainer auf die Produkte", sagt Norbert Rewer. Seine Frau bringe als Hundetrainerin viel Wissen und Kontakte aus der Trainerszene mit. So bekommen sie viele Tipps von Profis. "Außerdem haben wir viele Hundebesitzer im Team", erzählt Norbert Rewer, "und auch einige Bürohunde." Wenn eine neue Idee zur Umsetzung ansteht, berät er sich mit den Hundebesitzern im Team. Die Mitarbeiter – und ihre Hunde und Katzen – sind oft von der Entstehung bis zur Verpackung in die Entwicklung eines neuen Produkts involviert. Auch Norbert und Petra Rewers Hündin Peach ist bei TrendPet "Produkttesterin". Eine Hundebetten-Produktserie ist nach ihrer früheren Yorkshireterrierin Luna benannt.
"Eine Mitarbeiterin ist mit einem Polizeihundeführer verheiratet", erzählt Norbert Rewer. Für die robusten Polizeihunde müssen die Produkte schon was aushalten können. "Wenn die es nicht zerstört bekommen, wissen wir, dass es lange hält." Auch das ist ihr Anspruch, neben den besonderen Ideen. Bei den Materialien achten sie darauf, dass sie für die Tiere verträglich und sehr haltbar sind.
Vom Start-up zum mittelständischen Unternehmen
Seitdem Norbert Rewer das erste Paket mit TrendPet-Produkten packte und selbst zur Post trug, ist viel Zeit vergangen. Aus der One-Man-Show wurde ein Unternehmen mit über 40 Mitarbeitern. Neun davon sind Außendienstler, die die Händler in Deutschland betreuen. Weil TrendPet viele große Produkte wie Hundebetten vertreibt, wurden die Lager immer schnell wieder zu klein. Vor ein paar Jahren zog das Unternehmen um in ein 6000-Quadratmeter-Hochregallager. "Jetzt kommen wir super klar", sagt Norbert Rewer. Aber in absehbarer Zeit könnte ein weiterer Umzug anstehen: "Die Produkte werden immer mehr, die Händler und Kunden auch."
Denn: Das TrendPet-Team hat "noch ganz viele Ideen". Aber: "Wir sind langsamer gewachsen als andere", sagt Norbert Rewer. "Unser Bestreben war immer, ohne Investoren und immer mit Fokus auf unsere besonderen Produkte voranzukommen." Das soll auch so bleiben. "Wir wollen uns treu bleiben und weitere besondere Produkte schaffen." Mit ins Unternehmen eingestiegen ist schon vor einigen Jahren sein Sohn Marvin. Er wird das Unternehmen weiterführen, wenn Norbert Rewer in Rente geht, was aber noch dauern kann. Neu dazugestoßen sind außerdem eine Social-Media-Expertin und eine Produktentwicklerin, die das Team mit neuen Produktideen unterstützt.
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Am Anfang war viel Geduld nötig
Mit Produkten, die anders sind als die der großen Tierausstatter, kann TrendPet sich am Markt behaupten. "Aller Anfang aber ist schwer", sagt Norbert Rewer heute. "Wir mussten uns erst einmal einen Namen machen. Das erforderte viel Geduld und Ausdauer." Sie mussten ihre Produkte sehr genau planen, damit die Entwicklung nicht zu teuer wurde. Auch sei es wichtig, eine klare Strategie zu haben und an dieser festzuhalten.
Die genaue Planung und die besonderen Ideen zahlten sich aus. Auch die Kombination aus Groß- und Einzelhandel ist laut Norbert Rewer neben den besonderen Produkten ein Grund für ihren Erfolg. "Ich habe noch so viel im Kopf, was ich umsetzen möchte", sagt er. "Aber wichtig ist, dass wir uns immer treu bleiben und wirklich etwas mit Mehrwert entwickeln."
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