Alles begann mit dem Wunsch, eines Tages einen Australian Shepherd bei sich einziehen zu lassen. Schon drei Jahre bevor sich mit der Hündin "Jule" dieser Wunsch erfüllte, fing Claudia Matten an, sich intensiv mit dem Thema Hundetraining zu beschäftigen. "Ich wusste, wenn ich einen anspruchsvollen Hund haben möchte, muss ich mich ausbilden", sagt sie. Für absolute Anfänger können die aktiven und lernwilligen Australian Shepherds eine große Herausforderung sein.
Damals, vor mehr als 15 Jahren, waren die Möglichkeiten für Hundetraining nicht gerade optimal. "Das Training war fachlich oft noch ziemlich dünn", erinnert sich Claudia Matten. "Es waren in erster Linie Vereine, die Tiertraining anboten." Eine Hundeschule zu finden, war nicht so einfach. Claudia Matten interessierte sich besonders für Clickertraining und einen gewaltfreien Umgang mit dem Hund. "Das war aber schwer zu bekommen." Dennoch, sie blieb dran und bildete sich aus und fort.
"Nach einiger Zeit merkte ich, dass ich, obwohl ich Ersthundehalterin war, schon sehr fortgeschritten war", sagt Claudia Matten. Sie erkannte auch, dass sie für die Tiere einiges verbessern konnte. So kam es, dass sie ihren eigenen Hundeschulbetrieb gründete. "Ich startete also damals ganz klassisch mit einer Hundeschule und mit dem Training von Welpen. Ich brachte die Basics bei. Das kam gut an und hat mir viel Spaß gemacht!"
Es wurde noch viel mehr daraus.
So wurde Easy Dogs zum Franchise-Unternehmen
Schon im ersten Jahr sprach Claudia Matten die Hundetrainerin Maria Rehberger an, die Expertin für Tiere mit Problemverhalten ist, wie zum Beispiel Angst- oder Aggressionsverhalten. Die beiden begannen zu kooperieren: "Ich trainierte vor allem die Welpen, Junghunde und vermittelte Alltagskompetenzen. Maria übernahm damals die schwierigeren Fälle", erzählt Claudia Matten. 2011 führte Maria Rehberger ihre Hundeschule unter dem Namen Easy Dogs weiter. Claudia Matten profitierte von Maria Rehbergers fachlicher Kompetenz und Berufserfahrung. Selbst konnte sie sich als Mediengestalterin und studierte Kommunikationswirtin (BAW) einbringen und beim Marketing unterstützen. 2012 stieß eine dritte Trainerin zu den Easy Dogs dazu.
Claudia Matten erkannte schnell, welche Vorteile und Synergien sich aus einer Kooperation ergeben: Jede und jeder kann sich um ihr Fachgebiet kümmern. Unterrichtsmaterialien können gemeinsam genutzt werden. Man kann sich über sein Wissen und seine Erfahrungen austauschen und Kundinnen oder Kunden an den anderen weitergeben, wenn man selbst keine Expertin für einen bestimmten Fall oder ein bestimmtes Problem ist.
2013 wurde aus der Hundeschule Easy Dogs eine Unternehmergesellschaft, ein Franchiseunternehmen, wie es in der Tierbranche selten oder sogar einzigartig ist. Ein Franchise-System ist ein kooperatives Vertriebssystem mit einem Franchisegeber und Franchisepartnern, die einheitlich am Markt auftreten, aber rechtlich selbstständige Firmen sind. Bekannte Franchiseunternehmen in der Tierbranche sind zum Beispiel Fressnapf oder auch das Tierbestattungsunternehmen Anubis. Vor allem im Einzelhandel – zum Beispiel bei Fachgeschäften für Tierzubehör – gibt es in Deutschland einige Franchiseunternehmen. Im Bereich Tiertraining – insbesondere unter dem Aspekt des bedürfnisorientierten und belohnungsbasierten Trainings – stehen die Easy Dogs als Franchise in Deutschland ziemlich allein da.
Der Fokus von Easy Dogs liegt auf einem "gewaltfreien, bedürfnisorientierten Training auf hohem Niveau", sagt die Unternehmerin. Ziel war es von Anfang an, das Hundetraining zu verbessern. Bisher gibt es acht Standorte, also acht Franchisepartnerinnen und -partner, darunter Tierärztinnen, Tiertrainerinnen und Tiertrainer mit verschiedenen Schwerpunkten und eine Groomerin, eine Hundefriseurin. Hauptsitz der Unternehmergesellschaft ist in Nürnberg. Neben den Trainingsangeboten und Onlineveranstaltungen hat Easy Dogs Produkte wie Trainings-Tagebücher und Fachbücher über Training im Angebot. Auch der Blog auf der Unternehmenshomepage besteht bereits seit 15 Jahren.
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Selbstständige Unternehmer und doch Teamplayer
"Wir sind zu einer Marke geworden", sagt Claudia Matten. "Es gibt mittlerweile kaum ein Thema, das wir nicht abdecken können." Mit den Jahren kamen neue Standorte dazu – Neugründungen genauso wie etablierte Betriebe, die unter der Marke Easy Dogs weitergeführt wurden. Mittlerweile kommen immer wieder Unternehmerinnen und Unternehmer auf Claudia Matten hinzu, um bei Easy Dogs einzusteigen. "Mir geht es aber nicht um schnelles Wachstum", sagt Claudia Matten. "Es ist immer eine Teamentscheidung, wer bei uns gründen kann."
Das Bewerbungsverfahren besteht aus einer mehrstufigen Fachprüfung und einem persönlichen Kennenlernen mit dem Team, also den anderen Franchisepartnern. Auch müssen einige Rahmenbedingungen stimmen: Die Bewerberin oder der Bewerber muss die Tätigkeit hauptberuflich ausführen und ihren Standort in einer Großstadt oder einem Ballungsraum eröffnen beziehungsweise führen. Offen ist Easy Dogs für viele Bereiche, die das Wohl von Tieren verbessern. Die Arbeit sollte in jedem Fall auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse beruhen, Homöopathie sei deswegen ausgeschlossen. "Neben der fachlichen Qualifikation muss auch die Persönlichkeit, die Haltung zu uns passen", sagt Claudia Matten.
Denn: Bei Easy Dogs ist man Teamplayer – und das bedeutet, dass man nicht nur von dem Unternehmensnetzwerk profitiert, sondern sich auch selbst in das Team einbringt. Dabei gehe es auch darum, bei aller Freiheit auf das große Ganze zu schauen und sich strategisch abzustimmen. Regelmäßig findet sich das Team auch zur Supervision zusammen, bei der konkrete Fälle besprochen werden können. "Ein Netzwerk, mit dem man sich in der Tiefe und auf Vertrauensbasis austauschen kann, ist schon etwas Besonderes", sagt Claudia Matten.
Tipps für die Unternehmensgründung
Nicht nur bei der Erziehung beziehungsweise im Training ihrer ersten Hündin Jule, sondern auch bei der Gründung von Easy Dogs ist vieles gut gelaufen – welche Tipps hat die Unternehmerinnen für angehende Tiertrainerinnen und Tiertrainer? "Die Einstiegshürde beim Hundetraining ist sehr niedrig", sagt sie. Im Prinzip brauche man in Deutschland lediglich die Erlaubnis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes, um Tätigkeiten mit Tieren durchführen zu dürfen. Diese Niedrigschwelligkeit kann Vorteil, aber auch Nachteil sein: "Die vielen nebenberuflichen Gründungen sehe ich sehr kritisch", sagt Claudia Matten.
Ihrer Meinung nach fehlt es da oft an vielem – an der unternehmerischen Professionalität, strategischen Planung sowie kontinuierlichen Weiterbildung, auch in der persönlichen und unternehmerischen Weiterentwicklung. Fehlende Fachkompetenz in der Tiefe, zu geringe Berufserfahrung, reine Onlineberatungen vor allem bei Verhaltensproblemen und Unprofessionalität in unternehmerischen Belangen würden der Branche eher schaden. Viele, die ihr Hobby zum Beruf machen wollten und Hundetraining nebenbei machen, würden am Ende aufgeben, weil viel mehr dazu gehört als nur Hunde zu trainieren.
Start in den Traumjob: Wie werde ich eigentlich Hundetrainer?
Claudia Matten plädiert dafür, hauptberuflich zu gründen, um mehr Qualität bieten zu können – und auch, um sich selbst besser zu tragen, mit angemessenen Preisen, genügend Rücklagen und der Möglichkeit, sich auch Urlaub und eventuelle Ausfälle durch Krankheit finanzieren zu können.
Claudia Mattens wichtigste Entscheidung in der Unternehmensentwicklung war, nicht mehr selbst Trainings zu geben. Sie wollte sich voll und ganz auf ihre Aufgaben als Geschäftsführerin konzentrieren und übergab ihren Standort in Nürnberg 2018 an Sabine Schinner. "Trotzdem ist von Vorteil, dass ich mich fachlich auskenne, Qualität beurteilen und das Team coachen kann", sagt sie. Um am Unternehmen zu arbeiten und es weiterzuentwickeln, ist ihr Fachwissen weiterhin von großer Bedeutung.
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"Alles erreicht, was ich wollte"
Für sie ist es unglaublich, wie sie mit dem eigenen Team gewachsen ist. Darum muss sie auch gar nicht lange überlegen, wenn man sie nach ihren Vorbildern fragt: "Jedes Teammitglied ist ein großes Vorbild für mich!" Viel gelernt hat sie aber auch durch die Tierakademie und verschiedene Trainerinnen und Trainer wie Katja Frey, Dr. Stephan Gronostay, Dr. Ute Blaschke-Berthold und viele mehr. Auch bekommt sie durch branchenfremde Coaches Beratung und Unterstützung im Unternehmertum. Mit Easy Dogs hat sie alles erreicht, was sie erreichen oder wozu sie beitragen wollte: achtsames Training bekannt zu machen und als Selbstverständlichkeit zu etablieren. Alles Weitere ergebe sich aus der Leidenschaft an den Themen, den neuen Problemstellungen – so wie es auch auf ihrem bisherigem Weg schon war.
"Tatsächlich fühlt sich meine Arbeit nicht nach Arbeit an", sagt sie. "Vor allem ist es das tolle Team, das mir Kraft gibt." Ansonsten schöpft sie Energie und Lebensfreude aus der Zeit, die sie mit ihrer Familie verbringt – zu der seit Ende 2023 wieder ein Hund gehört: Seit einigen Monaten wohnt der junge Sheltierüde "Pixel" bei ihr, ein absoluter "Wunschhund".
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